08.04.2006 - fee und viva |
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Blaiberg und Sweetheart 19 |
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Theater in Zürich mit Adelheid
Wer, der nichts damit zu tun hat, weiß schon, dass Blaiberg einer der erste Mensch war, dem ein Herz transplantiert wurde? Zudem noch als Weißer mit dem Herzen eines Schwarzen in Südafrika?? Sweetheart19 ist uns dann schon eher ein Begriff.. chatten kennen wir schliesslich. Auf dem kurzen Weg vom Parkhaus zum Theater sehen wir sie das erste Mal: auf eine Plakat des Theaterstückes, auf dem Adelheid abgebildet ist. Unsere Adelheid.. auf einer Litfasssäule neben Eros Ramazzotti. In den Hallen des Schiffbaus: überall weitere Plakate von Adelheid vor dem Helikopter. Endlich ist es so weit, wir dürfen Halle 2 betreten. Ein verhältnismäßig kleiner Raum, quadratisch, vier Sitztribünen um die kleine Bühne in der Mitte herum, über denen sich jeweils 4 Leinwände befinden. Das Licht geht aus, typische OP-Geräusche und auf den 4 Leinwänden wird ein Operationssaal gezeigt, in dem grün vermummte Ärzte mit einem Patienten, mit Adelheid, sprechen. Ein Scheinwerfer geht an, in seinem Licht steht sie. So fängt das Theaterstück an, das uns zutiefst beeindruckt hat. Wenig konnten wir uns vorstellen darunter, was wir vorher gehört haben. Adelheid beginnt zu erzählen, von dem Moment, als sie im Krankenhaus erfahren hat, daß für sie ein Spenderherz gefunden wurde. Es ist Adelheids Geschichte, die sich durch das Theaterstück zieht, aber nicht nur die Geschichte von Adelheid sondern von 3 weiteren Personen. Die Russin, die erzählt, wie Männer über ihre Internetseite Kontakt knüpfen zu russischen Frauen.. aber sie erzählt nicht nur einfach, sondern sie liest die SMS vor, die vom Schweizer Harald zur Russin Olga gehen. Die Schweizerin, die von ihrer Partnersuche im Internet erzählt und gleichzeitig vom Selbstmord ihres Sohnes. Und der junge, attraktive Mann, der eine Speedflirting-Agentur betreibt und alle Zuschauerinnen damit erschreckt, dass er einen solchen Speedflirt erklärt und alle Frauen auffordert, sich in eine andere Halle an die Flirttische zu begeben um den Partner fürs Leben in Hochgeschwindigkeit zu finden. Eine ungewöhnliche Mischung, eine ungewöhnliche Kombination von Geschichten und Menschen, von Erklärungen, Erzählungen.. Man kann sich den Geschichten nicht entziehen, die Akteure fesseln einen, indem sie sich gleich vor die Tribünen stellen und erzählen, das Publikum einbeziehen, den Zuschauern in die Augen schauen. Auf den Leinwänden erscheint die virtuelle Seite des zweiten Lebens, in dem jeder der Erzähler eine Person erschafft, die die Geschichten ergänzt , abgelöst von kurzen Interviews mit Herzspezialisten, anderen Transplantierten, Partnervermittlern. Adelheid erzählte ihre Geschichte mit der ihr so eigenen Art, voller Stärke, Ruhe und trotzdem voller Humor und oft genug waren wir den Tränen nahe, doch im letzten Augenblick wechselte dann die Szenerie zu dem Speedflirter auf der Suche nach dem perfekten Date und so wechselte auch unsere Stimmung immer wieder von Tränen zu Lachen in einem schnellen Wechsel, der genug Zeit ließ für Begreifen, Verstehen und Lernen. Wir sahen eine echte Herz-Lungen-Maschine und konnten fühlen, wie diese Maschine die Tätigkeit eines Herzens übernimmt direkt neben den Fragerollen des Speedflirters, auf denen Fragen standen für die 7 Minuten flirten. Es wurde uns ein Schweineherz gezeigt, das dem menschlichen Herzen so ähnlich ist das dann schlussendlich im Kochtopf der Russin landete, die erklärte, wie man Herz in Russland zubereitet und Adelheid machte mit uns einen Flug durch die Welt, wir lernten, das sie Glück hat, in der Schweiz zu leben, wo Herztransplantationen möglich sind. Wer denkt schon darüber nach, daß in anderen Ländern die Medizin nicht so weit ist oder man das Geld nicht aufbringen kann oder die Definition von tot anders ist?? In der Schweiz gilt als tot, wer Hirntot ist.. das Herz des Verstorbenen kann als Spenderherz dienen. In Japan ist der Herztod das Maß der Dinge, ein totes Herz jedoch kann man nicht mehr spenden. In der arabischen Welt kann man kein Schweineherz als Ersatz nutzen, denn Schweine gelten dort aus religiösen Gründen als unreine Tiere. Unsere Adelheid wäre an einem anderen Ort auf dieser Welt schon lange nicht mehr bei uns, was einem das Glück bewusst macht, in einer zivilisierten Welt zu leben. Wir haben viel gelernt, viel gesehen von Adelheid, die unglaublich beeindruckend ihre Stärke und Tapferkeit gezeigt hat, wir spürten den Spaß und den Zusammenhalt der Akteure in diesem ungewöhnlichen Stück, das kein Schauspiel ist sondern die mutige und offene Erzählung von Menschen, die über etwas Besonderes in ihrem Leben berichten, die uns auf lebendige und beeindruckende Art teilhaben ließen. Den Unterschied fühlt man, den Unterschied von Menschen, die Erlebtes berichten und nicht auswendig gelernte Texte vortragen. Es sind nicht Schauspieler, es sind Menschen wie wir. Jede einzelne Minute der Vorführung war spannend, traurig, lustig und vor allem sehr berührend und eindrücklich. viva und fee sind nachdenklich und zutiefst beeindruckt aus der Vorstellung gegangen, nicht anders erging es den anderen Zuschauern, denen man an den Gesichtern die gleichen Emotionen ablesen konnte wie uns. Wir können nur jedem, der die Möglichkeit hat, empfehlen, sich dieses Stück anzuschauen, sich mitreißen zu lassen von den Gefühlen und Geschichten, die auf so ungewöhnliche Art präsentiert werden. Und.. wir sind froh und stolz, eine so ungewöhnliche, starke und tolle Frau wie Adelheid zu kennen. Das Autogramm, das wir von ihr haben wollten und über das sie so sehr gelacht hat, hat einen Ehrenplatz direkt neben meinem Schreibtisch. Wir wünschen uns noch unendlich viele Stunden mit Heidi.. real und im Chat. Menschen wie sie sind selten und kostbar und wir sind glücklich, ihre Freunde sein zu dürfen und ein Stück ihres Weges mit ihr zusammen gehen zu können. Wir jedenfalls sagen danke an Adelheid und ihre Theaterkollegen für einen unvergesslichen und schönen Abend. |